Generation Y – Erwartungen an ein digitalisiertes Arbeitsumfeld
Wandel des Alltags durch Digitalisierung
Geht es nach der modernen Arbeitslehre, gehören Dienst nach Vorschrift und feste Arbeitsstrukturen der Vergangenheit an. Stattdessen fördert die Digitalisierung Flexibilität und Leistungsfähigkeit. Die heutige Arbeitswelt setzt eine Dualisierung des Arbeitsmarkts und des Individuums voraus. Fachbegriffe wie Multiplizität und Parallelismen rücken in den Vordergrund. Geprägt durch diese Anforderungen muss sich das Individuum in der heutigen Arbeitswelt neu orientieren und anpassen. Gleichzeitig eröffnet dies die Chance zu mehr Autonomie und Subjektivität des Einzelnen.
Doch nicht nur sich wandelnde Umwelteinflüsse, technischen Trends und durch Großkonzerne diktierte Richtlinien haben Auswirkungen auf die Erwerbsarbeit. Auch das Wertebild der zukünftigen berufstätigen Generation hat sich im Sinne der Arbeitsbedingungen verändert. Denn der durch die Digitalisierung bedingte Wandel des Alltags führt automatisch auch zu einer Veränderung oder zumindest einer Anpassung von Unternehmen.
Vergleichsweise neu ist die Frage, inwiefern feste Arbeitszeiten, Sicherheit durch ein klassisches Arbeitsverhältnis (Normalarbeitsverhältnis) und starre Strukturen weiterhin eine Rolle spielen. Gleichzeitig stellt sich die Frage, ob die Vorstellung ein Leben lang unter dem gleichen Arbeitgeber zu arbeiten, überhaupt noch existent ist.
Qualitative Studie zu Ansprüchen der Generation Y
In einer qualitativen Studie (Leitfadeninterviews) mit Studierenden der Fachrichtungen Maschinenbau, Wirtschafts- und Bauingenieurwesen, Informatik sowie Psychologie wurden genau diese Fragestellungen vertieft. Ziel der qualitativen Interviews mit den Studierenden war eine intensive Auseinandersetzung mit dem bevorstehenden Eintritt in das Arbeitsleben und den damit verbundenen Vorstellungen. Das Ergebnis war ein Abbild der Ansprüche von Studierenden der Generation Y an das Arbeitsleben, eine Stellungnahme zum Normalarbeitsverhältnis und dem Wissen zu neuen Arbeitsformen.
Die Studie verdeutlicht den starken Wunsch nach einer guten Vereinbarkeit des Arbeitsalltags mit dem privaten Leben. Dieses Ergebnis bestätigt den aus vielen quantitativen Erhebungen ermittelten Trend einer guten Work-Life-Balance der Gen Y. In diesem Zusammenhang rücken neue Arbeitszeitmodelle und Home-Office-Möglichkeiten in den Fokus der Aufmerksamkeit. Die Chance, die sich daraus ergibt, ist die Steigerung der eigenen Flexibilität und Anpassungsfähigkeit an die persönlichen Gegebenheiten. Gleichzeitig wird dem Wunsch nach Autonomie, die eine Sonderstellung in der Motivation der Studierenden einnimmt, durch diese Modelle Raum gegeben. Die Autonomie begrenzt sich nicht auf die freie Gestaltung des Arbeitstages, sondern geht mit dem Verlangen nach eigenverantwortlicher Entscheidungsgewalt in Bezug auf die Aufgabenwahl weit darüber hinaus. Somit wird deutlich, dass die junge Generation ihre Erwartungen aus der privaten Welt in ihre Arbeitswelt überträgt.
Sicherheit weicht der Neugierde
Die Gespräche zeigen zudem das ausgeprägte Bedürfnis nach Sicherheit kurz nach dem Studium. Begründet wird dies durch die noch fehlende Berufserfahrung und die daraus resultierende Unsicherheit der Berufsstarter. Vereinzelte Praktika oder auch erste Werkstudententätigkeiten reichen aus ihrer Sicht nicht aus, um das Gefühl der Selbstsicherheit zu steigern. Ein Spiegelbild der gesuchten Sicherheit findet sich im Normalarbeitsverhältnis, wodurch zunächst der Wunsch nach einer Festanstellung aufkeimt.
Diese Anforderung wandelt sich jedoch mit den geleisteten Arbeitsjahren. Die Studierenden gehen davon aus, dass bereits einige Jahre nach dem Einstieg andere Teilnahmemotive eine weitaus größere Rolle spielen. Die Neugierde und das offene Mindset der dann berufserfahrenen Gen fordern eine Suche nach neuen Herausforderungen und Aufgaben, mit dem Ziel die eigene Interessensentwicklung voranzutreiben.
Daraus ergibt sich, dass eine lebenslange Betriebszugehörigkeit längst kein allgemeingültiges Ziel mehr ist. Entsprechend der gewünschten Aufgabenfelder und den dazu passenden Rahmenbedingungen wählt die zukünftige Generation nun ihren Wunscharbeitgeber nach Bedarf. Arbeitgeber, die diese Bedürfnisse nicht kennen und beachten, sind weniger attraktiv und werden sich künftig schwertun, geeignete Nachwuchskräfte zu finden und für sich zu begeistern.
Hierbei ist im Auge des heutigen Studierenden das Normalarbeitsverhältnis mit einer 40-Stunden- und Fünf-Tage-Woche in seinen Möglichkeiten begrenzt. Zu starr und unpraktikabel ist das lange Zeit so attraktive Arbeitsmodell. Die aktuellen Rahmenbedingungen, geprägt durch die fast täglichen technischen Neuerungen und die unaufhaltsame Globalisierung, führen zur Veränderung der Arbeitnehmerbedürfnisse. Daraus resultiert die Entwicklung neuer Arbeitsmodelle.
Trend zur individuellen Parallel-Tätigkeit
Die Kombination aus einer Festanstellung und einem zweiten frei wählbaren Teil, auch zu finden unter dem Begriff hybride Erwerbsform, weckt das Interesse der aktuellen Berufseinsteiger. Die Festanstellung bietet hierbei den Baustein der Absicherung des Lebensstandards. Der zweite Bestandteil dieser Arbeitsform ist nicht auf eine Selbständigkeit im herkömmlichen Sinne begrenzt. Vielmehr können die Arbeitnehmer frei aus einem Portfolio, das von einem eigenen Gewerbe bis hin zur Aufnahme eines weiteren Studiums oder Fachausbildung reicht, wählen. Wichtig ist nur, dass nach diesem Modell eine Vertiefung der eigenen Wissensgebiete und eine freie Entfaltung der eigenen Möglichkeiten gelingt.
Angetrieben durch diesen Wandel und der fortschreitenden Dualisierung des Erwerbslebens entwickelt sich derzeit in Deutschland zudem die Teilnahme auf einem virtuellen Arbeitsmarkt – definiert als plattformbasierte Arbeitsweise. Anders als das Normalarbeitsverhältnis ist der Arbeitnehmer weder an einen Ort noch an ein Unternehmen gebunden. Unter der Berücksichtigung der Aufgabenkomplexität und der Standortunabhängigkeit ergibt sich als Unterkategorie das Crowdwork.
Die Arbeitsform ist anhand dieser Merkmale durch hochgradig flexible Arbeitsbedingungen gekennzeichnet. Die einzige Voraussetzung zur Ausübung des Crowdworks ist die Anmeldung und Verwendung sogenannter Technologie-Plattformen, wie beispielsweise Freelancer.de oder testbirds.de. Die Quintessenz nach dieser Art zu Arbeiten ist eine aufgaben- und projektbezogene Ausschreibung in Form eines offenen Calls an eine anonyme Masse. Jeder Plattformteilnehmer agiert in diesem Umfeld als selbständiger Agent. Entsprechend seiner Qualifikationen und Erfahrungen wird er durch die Unternehmen zur Lösung der jeweiligen Aufgabe ausgewählt. Der Crowdworker erhält dann eine Bezahlung, wenn er die Aufgabe entweder als Schnellster oder mit dem besten Konzept gelöst hat. Die jeweilige Variante kann jedes Unternehmen individuell und vor jeder Vergabe einer Aufgabe neu entscheiden. Darüber hinaus können sie angeben, ob die Aufgabe in einer Gruppe von Plattformteilnehmern zu lösen ist (zusammenarbeitsbasierter Ansatz) oder die Teilnehmer in einer Art Wettbewerb zueinander stehen (wettbewerbsbasierter Ansatz). Hieraus ergeben sich weitere Charakteristiken des Crowdworks – das Wettbewerbsumfeld und das Agieren als immer wiederkehrender Bewerber als externer Experte des entsprechenden Unternehmens.
Die Nutzung der technischen Plattformen ermöglicht es dem Crowdworker Aufträge weltweiter Unternehmen anzunehmen und auszuführen. Dies bedeutet im Umkehrschluss jedoch auch eine ständige Erreichbarkeit und der Wegfall typischer Arbeitszeiten. Gearbeitet wird nach den Regeln und Tageszeiten der entsprechenden Unternehmen – unwichtig wo, unwichtig wann.
Inwiefern diese digitale Arbeitsmöglichkeit zukunftsträchtig ist und welche Möglichkeiten und Hindernisse sich daraus ergeben, wird die Zukunft zeigen.
Rahmenbedingungen beeinflussen Anforderungen
Die Ergebnisse der qualitativen Studie sind differenziert zu betrachten und anhand der Rahmenbedingungen zu bewerten. So sind die unterschiedlichsten Perspektiven und Meinungen der Befragten ein Resultat der jeweiligen Lebenslage. Diesbezüglich tragen die Erziehung und die bereits stattgefundene Selbstreflektion mit der eigenen Persönlichkeit und Bedürfnissen einen hohen Wert zu den einzelnen Aussagen bei. Nicht zu vernachlässigen ist darüber hinaus der Einfluss von sozialen und traditionellen Medien sowie der damit verbundene durchgängige Informationsfluss. Dadurch wird der Fokus der Aufmerksamkeit und Wahrnehmung auf einzelne für das Berufsleben bedeutsame Aspekte gelenkt.
Ein weiterer Einfluss auf die Ergebnisse und die Anforderungen beim Einstieg in das Arbeitsleben ergibt sich aus den Rahmenbedingungen der jeweiligen wirtschaftlichen und geografischen Gegebenheiten der Region. Das zunächst bestehende Umfeld prägt den Charakter und beeinflusst die Offenheit und Selbstsicherheit des Individuums. Dies ist auch der Grund, warum Großstädte mit einem multikulturellen Einfluss weitaus andere Denkweisen entfachen, als Orte deren Diversität der Arbeitgeber, aufgrund von einzelnen dominierenden Großkonzerne stark eingeschränkt ist.
Resümee für verovis
verovis ist durch die sich wandelnden Ansprüche und Bedürfnisse zukünftiger Bewerber dazu angehalten ein abgestimmtes Arbeitsumfeld zu schaffen. Hierzu zählen zum einen Aufgaben, die dem Mitarbeiter die Möglichkeiten geben über sich hinauszuwachsen und Chancen zu ergreifen. Dies gelingt vor allem durch einen eigenen Handlungsspielraum. Zum anderen müssen die Herausforderungen und Prämissen des Beraterlebens durch flexible Arbeitsbedingungen erleichtert werden. Hierzu ist die Idee des Workshop-Charakter beim Kunden weiter zu etablieren und als Unternehmensphilosophie zu integrieren. Mit diesen Voraussetzungen und dem bereits zum festen Bestandteil gewordenen Weiterentwicklungsmöglichkeiten jedes Einzelnen in Form der Excellence-Zeit gelingt es verovis, ein attraktiver Arbeitgeber der Zukunftzu sein. Zugleich werden in diesem Rahmen kreative Köpfe, Freigeister und mutige Pioniere zu Bewerbern von Verovis.
Von Jim Walder und Michel Wolfram