Konzernkonsolidierung 4.0 – Trends und Entwicklungen in DAX Konzernen
Im Umfeld deutscher DAX Konzerne tut sich bezüglich Konsolidierungslösungen und legaler Berichterstattung einiges. verovis-Geschäftsführer Andreas Steimer gibt einen Überblick der Entwicklung hin zur Konzernkonsolidierung 4.0 und weiterer möglicher Entwicklungsstufen.
Die Konzernkonsolidierung hat in den letzten Jahrzehnten eine Reihe an Phasen durchlaufen. Mit steigender Digitalisierung erhöhten sich auch die Möglichkeiten der Konzerne. Weitere Umbrüche stehen bevor.
Konsolidierung 1.0 – Insellösungen und Eigenentwicklungen
Der Markt in Deutschland Anfang der 1990er Jahren war geprägt durch eine stark fragmentierte Anzahl an verschiedenen Lösungen im Bereich der Konsolidierungssysteme. Viele Konzerne setzten Insellösungen ein bzw. forcierten eigenentwickelte Systeme oder MS Excel Modelle. Daneben war es ein probates Mittel Buchungskreise im ERP System für die Erfassung und Haltung von Konsolidierungsbuchungen einzusetzen.
Konsolidierung 2.0 – Einführung von Standardsoftware
Ende der 1990er Jahre kündigte sich eine neue Phase an, geprägt durch die verstärkte Einführung von Standardsoftware. Diese setze vor allem in puncto Umfang, Nachvollziehbarkeit und Nachhaltigkeit neue Maßstäbe. Insbesondere Produkte wie SAP EC-CS oder Hyperion Enterprise drängten verstärkt in den Bereich der deutschen DAX30 Community. Mit einher gingen viele neue, automatische Funktionen, speziell im Bereich der Kapitalkonsolidierung, IC Abstimmung und Eliminierung. Einfache, anpassbare Reportings ermöglichten erstmals eine deutlich standardisierte Berichterstattung.
Konsolidierung 3.0 – Business Intelligence und Flexibilisierung
In den 2000er Jahren war das neue Schlagwort „Business Intelligence“. Bestehende Lösungen wurden durch entsprechend zugrunde liegende Data Warehouse Strukturen v.a. Performance-seitig auf ein neues Level gehoben. Neue Reportingmöglichkeiten, aber auch flexiblere Datenmodelle oder eine Matrixkonsolidierung wurden möglich. Durch die Notwendigkeit der Einführung von IAS/IFRS als Rechnungslegungsstandard fanden eine Reihe von neuen Systemeinführungen statt. Typische Vertreter der dritten Phase bei der Einführung an neuen Konsolidierungssysteme waren beispielsweise SAP SEM-BCS oder Hyperion HFM.
Konsolidierung 4.0? Ein Umbruch steht bevor
Zurzeit befinden sich viele deutsche Konzerne im Umbruch. Einige der älteren SAP EC-CS, Hyperion Enterprise oder Hyperion HFM Systeme wurden zwischenzeitlich durch neuere Lösungen ersetzt. Neue Spieler auf dem Markt der DAX30 Konzerne sind CCH Tagetik oder SAP Business Planning and Consolidation (BPC). Diese neue Systemgeneration zeichnet sich auf der einen Seite durch viele neue, innovative Ansätze, höhere Flexibilität und Anpassbarkeit aus und wächst auf der anderen Seite immer mehr mit ausgeprägten Funktionen im Bereich der Planung zusammen. Damit rücken die Finance Disziplinen Accounting und Controlling deutlich näher zusammen. Die hierdurch erzielten prozessualen, Reporting-seitigen und integrativen Synergien sind in Betrieb und Wartung deutlich wahrnehmbar. Dies ermöglichen die Systeme durch die Balance ausgereifter Standardfunktionalität und flexibler Erweiterbarkeit (z.B. durch Scriptsprachen und Berechnungslogiken).
Im Gegensatz zu den älteren – eher starren – Lösungen können z.B. Konsolidierungskreise flexibel zusammengesetzt werden, verschiedene Konzernwährung Ad-hoc zum Einsatz kommen oder aber auch dynamische Simulationen und Szenarien im Bereich der Konzernkonsolidierung eingesetzt werden. Allerdings steht dies aber oft dem bisher erreichten Grad der Automatisierung der Systeme entgegen – insbesondere im Bereich der Kapitalkonsolidierung.
Zukünftige Entwicklung – Neue Konsolidierungs-Möglichkeiten dank neuer ERP Systeme
Neben den neuen Konsolidierungssystemen wird aktuell bei vielen deutschen Konzernen das Thema SAP S/4HANA immer aktueller. Teilweise laufen schon bestehende Einführungen der neuen SAP ERP Lösung, teilweise sind Konzerne in der Projektanbahnungsphase. So oder so müssen sich die Konzerne aufgrund eines neuen ERP Systems wieder Gedanken zu den eingesetzten Konsolidierungslösungen und den wieder wachsenden Möglichkeiten insbesondere hinsichtlich Daten Granularität (Stichwort: Einzelbelege in der Datenmeldung) sowie der prozessualen und technischen Integration der Bewegungsdaten (und Stammdaten) machen.
Nahe liegend sind Produkte, die ebenfalls auf der HANA Plattform voll integriert werden können. Dadurch können wiederum die Komplexität und Anzahl der eingesetzten Schnittstellen reduziert wurden und deutliche Performance Verbesserungen erzeugt werden. Ab diesem Zeitpunkt wird das Ziel der Realtime Konsolidierung immer möglicher.
Hierbei ist nun nicht mehr nur mit einem Zusammenwachsen von integrierter Finanzplanung und Konsolidierung zu rechnen, sondern es dürfte zu einer tiefen Verzahnung der Planung und Konsolidierung mit operativen Prozessen kommen. Durch die Rückintegration konsolidierter Daten in bestehende Plattformen (z.B. SAP S/4HANA) können außerdem klassische Reporting Silos vermieden werden und eine voll Integration mit operativen Daten rückt mehr und mehr in den Fokus.
Sofern Sie tiefer in das Thema einsteigen möchten, freuen wir uns sehr über eine Kontaktaufnahme zu einem unserer Experten.