women@verovis: Das Impostor Syndrom überwinden
Auf der European Women of Silicon Roundabout Konferenz haben sich die women@verovis von den neuesten Trends der Tech Branche, Karrieretipps und Möglichkeiten der Persönlichkeitsentwicklung inspirieren lassen – dieses Jahr in beautiful London. Und mit Olivia Schofield.
Die Freude war groß, als ich sah, dass die fantastische Rednerin Olivia Schofield, die mich letztes Jahr bei den European Women in Tech in Amsterdam durch ihre Reden förmlich mitgerissen hatte, auch dieses Jahr eine Rede halten wird. Ihr diesjähriges Thema: “Creating your growth mindset to tackle impostor syndrome“.
Was macht eine gute Rednerin aus?
Der Raum, in dem Olivia ihre Rede hielt, war brechend voll. Die Besucher*innen standen bis hinten an der Wand, zwischen den Gängen und vor der Bühne.
Olivias Bühnenpräsenz ist sensationell – sie zeigt vollen Körpereinsatz, spielt mit der Lautstärke ihrer Stimme, nutzt die gesamte Bühne und wirkt dadurch riesig. So riesig, dass ich nach einem kurzen direkten Aufeinandertreffen überrascht war, welch kleine Person sie tatsächlich ist. Das zeigte mir, dass es nicht wichtig ist, welche Statur jemand hat, oder über welches Thema gesprochen wird in einer Rede. Es kommt darauf an, Präsenz und Körpereinsatz zu zeigen, mit der eigenen Stimme zu spielen und eine Geschichte zu erzählen, die für alle im Raum nachvollziehbar ist. An geeigneter Stelle ein wenig Humor mit einfließen zu lassen und das Publikum Emotionen spüren zu lassen ist die Königsdisziplin, das i-Tüpfelchen, das Sahnehäubchen, das Nonplusultra. Denn dadurch wird das Publikum gefesselt und kann sich deutlich besser an die Rede erinnern, als wenn ein trockenes Thema, in monotoner Stimme und ohne Emotionen präsentiert wird. Um es in Olivias Worten zu sagen: „An actor is an expert at being someone else. A speaker is an expert at being themselves.“
Impostor syndrome – Definition des Hochstapler Syndroms und wie es überwunden werden kann
Nun aber zum Inhalt von Olivias Rede:
Dasimpostor syndrome (deutsch: Impostor Syndrom oder Hochstapler Syndrom) ist „ein psychologisches Phänomen, bei dem Betroffene unfähig sind, ihre Erfolge zu internalisieren. Trotz offensichtlicher Beweise für ihre Fähigkeiten sind die Betroffenen davon überzeugt, dass sie ihren Erfolg erschlichen haben und diesen nicht verdient haben. Von anderen als Erfolge angesehene Leistungen werden von den Betroffenen mit Glück, Zufall oder mit der Überschätzung der eigenen Fähigkeiten von anderen erklärt“.
Dieses Syndrom ist besonders unter Frauen weit verbreitet und so ergriff Olivia die Chance, auf diesem hauptsächlich von Frauen der Tech Branche ins Leben gerufenen Event über ihre persönliche Erfahrung mit dem Impostor Syndrom zu sprechen.
Als jüngstes von drei Kindern hatte sie es früher schwer, nicht als das schwächste Glied der Kette wahrgenommen zu werden. Die Dominanz der älteren Geschwister lies sie irgendwann selbst glauben, nicht viel zu können und dieser Gedanke manifestierte sich in ihr. Jeden Erfolg, den sie erlangte, schrieb sie einem Zufall zu und stellte ihr imaginäres Licht unter den Scheffel. Das Impostor Syndrom war bereits in der Kindheit in ihr geboren und wurde im Erwachsenenalter noch stärker. Nichts, was sie erreichte, rezipierte sie als ihren eigenen Erfolg. Stets war es vermeintlich ein Zufall, Glück, oder die Überschätzung anderer Menschen.
Den Wendepunkt stellte ein Zufalls-Fund beim Ausmisten ihrer Wohnung einige Jahre später dar. Zufällig kam ihr ein Lebenslauf in die Finger. Olivia Sie dachte sich: „Wow, die Person hat ja echt schon was erreicht, ein interessanter Lebenslauf. Ach, und sie war auch noch auf der gleichen Universität wie ich.“
Sie hatte ihren eigenen Lebenslauf gefunden. Und für beeindruckend befunden. Ganz ohne Zufall, Glück oder Überschätzung anderer Menschen. Dass sie sich selbst beeindruckend fand lag also nur daran, dass sie dachte, es handle sich um eine andere Person.
Sich selbst der größte Kritiker
Diese kurze Geschichte zeigt, dass Menschen mit Impostor Syndrom ihr eigener größter Kritiker sind. Es ist nicht leicht, sich von diesem Syndrom zu befreien. Aber wer damit zu kämpfen hat, sollte üben, die eigenen Erfolge und das eigene Leben ab und an aus der Vogelperspektive zu betrachten. Es ist wichtig, die eigenen Gedanken von der Realität zu trennen.
Egal ob mit oder ohne Impostor Syndrom: Wer Angst hat, etwas nicht erreichen zu können, weil er / sie an sich zweifelt, erhält von Olivia folgenden Tipp: „Denk nicht, dass du nicht gut genug bist. Lass Menschen wissen, was du willst; kommuniziere es!“ So manifestiert es sich nicht nur in den eigenen Gedanken, sondern auch in den Köpfen Dritter.
Jede Person ist ihr eigenes größtes Kapital. Anstatt sich mit anderen zu vergleichen, sollte jede Person schlicht und einfach ganz sie selbst sein.
Von Jim Walder und Michel Wolfram