karriereboost.de: Mit Brezn zum Consultant: Recruiting am Wiesntisch
Blogbeitrag von karriereboost.de: Mit Brezn zum Consultant: Recruiting am Wiesntisch
Vom Brezelverkäufer zum Management Consultant – diesen „Bavarian Dream“ lebt ein junger Münchner bei der verovis GmbH. Es brauchte keine Headhunter, keine Initiativ- oder sonstige Bewerbung, keinen Karrieretag. Sondern eine zufällige Begegnung auf dem weltbekannten Oktoberfest, durch die aus einem absoluten Quereinsteiger eine treibende Kraft in einem Digitalisierungs-Unternehmen wurde.
Neue Wege beschreiten
Johannes Markmann (30) trägt einen anthrazitfarbenen Anzug, der oberste Knopf seines hellblauen Hemds ist offen. Während er SQL-Befehle in eine Eingabemaske tippt, klingelt das Telefon. Ein Kollege bittet um Hilfe bei der Erstellung eines Management-Berichts. Nach zwei Minuten ist das Problem gelöst und der Consultant lächelt. „Vor zwei Jahren hätte ich jeden ausgelacht, der mir eine Zukunft in der Unternehmensberatung prophezeit. Ab und zu muss ich selbst schmunzeln, wenn ich sehe, was ich heute den ganzen Tag über so mache“, sagt der 30-Jährige. Denn mit seiner eigentlichen Ausbildung hat der neue Job herzlich wenig zu tun. Soziologie und Kommunikationswissenschaft im Bachelor, ein Master in Sozialökonomik, dazwischen noch eine Ausbildung zum Zeitungsredakteur – Themen wie Konzernkonsolidierung, Projekt-Steuerung oder Qualitätsmanagement waren dem Münchner dort nie untergekommen. Das aber änderte sich schlagartig.
„Auf normalem Weg hätte ich mich zum einen niemals für so einen Job interessiert, und selbst wenn ich mich beworben hätte, wäre ich niemals genommen worden.“
Bewerbung via Wiesn: Ungewöhnlich, aber wirkungsvoll
2015 arbeitete Markmann nach einem Auslandssemester als Brezelverkäufer im Schottenhammel-Festzelt auf der „Wiesn“. Schnelles Geld musste her. In bayerischer Tracht und mit einem vor die Brust geschnallten Flechtkorb voller Riesenbrezn ging es 16 Tage lang zehn Stunden täglich auf Verkaufstour im Bierzelt. An einem Samstag-Nachmittag war auch die verovis GmbH zu Gast. Der erste Kontakt kam durch eine simple Aufmerksamkeit zustande. „Wie bei allen offensichtlichen Firmenkunden habe ich angeboten, eine Quittung für den Kauf an den Tisch zu bringen“, erinnert sich Markmann, „als ich mit dem sauber ausgefüllten Beleg wieder kam, war Bernd von dieser auf dem Oktoberfest wohl eher unüblichen Zuverlässigkeit so angetan, dass wir in ein lockeres Gespräch geraten sind.“ Auch Bernd Trautwein, Geschäftsführer bei der verovis GmbH, denkt gerne an jenen September-Abend zurück: „Man hat vom ersten Moment an gemerkt, dass Johannes ein Kümmerer ist – jemand, dem der Kunde am Herz liegt. Solche Mitarbeiter kann nun wirklich jedes Unternehmen brauchen.“ Bei jeder Runde durch das Festzelt schaute der Brezelverkäufer fortan auf einen Plausch am verovis-Tisch vorbei, setzte sich jeweils für ein paar Minuten mit auf die Bierbank. Einige Runden später hatte der Mann mit dem Laugengebäck einen so nachhaltigen Eindruck hinterlassen, dass das Unternehmen ihm ein Praktikum anbot. Als sich Johannes Markmann nach dem Oktoberfest-Trubel bei Bernd Trautwein meldete, war die Zusammenarbeit beschlossene Sache.
Sympathie schlägt Zeugnis
„Auf normalem Weg hätte ich mich zum einen niemals für so einen Job interessiert, und selbst wenn ich mich beworben hätte, wäre ich niemals genommen worden“, ist Markmann sicher. Durch den ungewöhnlich informellen Weg seiner „Bewerbung“ nahm er jedoch beide Hürden problemlos. Beide Seiten waren sich schlicht und einfach sympathisch. Inzwischen ist der 30-Jährige fester Bestandteil des jungen Unternehmens und übernimmt Themen, die früher unvorstellbar für ihn gewesen wären. „Das menschliche Rüstzeug hat er ohnehin gehabt, die fachlichen Dinge hat er im Arbeitsalltag aufgesaugt. Dass das dann so schnell und so gut klappt, hatten aber auch wir nicht erwartet“, sagt Geschäftsführer Trautwein.
„Gerade wer eine interdisziplinäre Ausbildung, Fähigkeiten in Statistik oder eine ausgeprägte Street-Smartness mitbringt, kann sich zu einem tollen Consultant in unserem Bereich entwickeln.“
Als es um die Frage ging, ob man dem Quereinsteiger nach dem dreimonatigen Praktikum eine Festanstellung anbieten soll, gab es zunächst durchaus Skepsis im Team. Keine IT-Kenntnisse, keine betriebswirtschaftliche Ausbildung – Gründe zu zweifeln gab es genügend. Doch schon in der ersten Woche seines Praktikums hatte Johannes Markmann gezeigt, dass er den fachlichen Rückstand wettmachen kann. Aus dem Stand erstellte der Münchner später weltweit eingesetzte Trainings-Unterlagen für einen DAX30-Konzern. Die Inhalte hatte er selbst erst bei der Erstellung der Unterlagen kennengelernt. „Als sein Projektleiter das erzählt hat, war uns in der Geschäftsführung sofort klar, dass Johannes auch ohne ein einschlägiges Studium das Zeug dazu hat, ein richtig guter Berater zu werden. Außerdem hat unserem Team als Persönlichkeit und auch mit seinem fachlichen Hintergrund einen ganz neuen Dreh verpasst“, so Trautwein.
Blick über den Tellerrand
Auch dank der guten Erfahrung mit der Wiesn-Bekanntschaft hat die verovis GmbH ihren Fokus bei der Personalsuche erweitert. „Gerade wer eine interdisziplinäre Ausbildung, Fähigkeiten in Statistik oder eine ausgeprägte Street-Smartness mitbringt, kann sich zu einem tollen Consultant in unserem Bereich entwickeln“, weiß Bernd Trautwein. Zwar sei für Quereinsteiger in den ersten Monaten mehr Hilfestellung durch erfahrene Kollegen nötig. Die Lernkurve steige aber sehr steil an. Für Johannes Markmann war der Schritt in die Beratung ein Glücksgriff: „Wir haben hier ein tolles Team, das mir durch alle Anlaufschwierigkeiten geholfen hat. Inzwischen habe ich selbst ein Level erreicht, auf dem ich mein Wissen an Neueinsteiger weitergeben und ihre Entwicklung positiv beeinflussen kann.“ Außerdem konnte der 30-Jährige thematische Nischen besetzen, die zuvor unbekanntes Terrain für verovis waren.
An den Ort ihres Kennenlernens sind Johannes Markmann und sein Arbeitgeber in der Zwischenzeit zurückgekehrt. Statt kurzer Besuche mit überzeugendem Smalltalk blieb der Consultant beim jährlichen Wiesn-Besuch dann aber für den Rest des Tages im Kreis der Kollegen sitzen.
Quelle: www.karriereboost.de – 7. November 2017
Von Jim Walder und Michel Wolfram