Entscheidungen in Unternehmen: Alternativen schaffen

Entscheidungsprozesse sagen viel über die Kultur eines Unternehmens aus. Warum für wegweisende Entscheidung immer mehrere Alternativen in Betracht gezogen werden sollten.

Entscheidungsfindung. Ganz einfach, oder?

Entscheidungen treffen wir alle nahezu täglich, sei es im Kleinen (Was ziehe ich heute an?) oder im Großen (Welche Investitionen muss ich für die Zukunft tätigen?). Wie wir uns entscheiden beeinflusst nachhaltig unser Leben in allen Bereichen.

Wenn es um geschäftliche Entscheidungen geht, ist davon potenziell die Entwicklung ganzer Firmen betroffen. Deshalb werden wichtige Entscheidungen meist stark formalisiert. Vermeintlich Wichtiges wird in Rahmen von Lenkungsausschüssen (Steering Comittees) diskutiert, um eine möglichst objektive Entscheidung zu garantieren, die alle möglichen Eventualitäten berücksichtigt. Das Wohlergehen der Firma möchte man schließlich nicht auf einer impulsiven Bauchentscheidungen begründen. Entscheidungen sind in diesem Kontext nicht nur wichtig, sondern auch so komplex, dass sie oft gar nicht von einer Person allein getroffen werden können.

Alternativen schaffen und berücksichtigen

Worauf kommt es also an, wenn man vor einer wegweisenden Entscheidung steht? Zunächst einmal stellt sich die Frage, ob es sich überhaupt um eine echte Entscheidung handelt.

Man vergegenwärtige sich folgendes Beispiel: Niemand würde in einem privaten Umfeld auf die Idee kommen, bei der Bestellung in einem Restaurant dem leckeren Rindersteak einen Teller frische Kuhfladen vorzuziehen. In diesem Fall würde keine Entscheidungsfindung stattfinden, da neben dem Rindersteak keine brauchbare, echte Alternative vorliegt.

Gäbe es noch eine vegetarische Option oder etwas anderes, das den Hunger ebenfalls stillen würde, sähe das natürlich anders aus. Ebenfalls immer möglich ist: gar nichts bestellen. Vielleicht hat man ja gar keinen Hunger und möchte nur in netter Gesellschaft plaudern, das Bedürfnis liegt also an ganz anderer Stelle.

Übertragen in die Geschäftswelt sieht so eine vermeintlich eindeutige Situation oft nicht mehr so klar aus. Gerade „nichts tun“ wird dort meist nicht als Möglichkeit ins Auge gefasst, obwohl es in einigen Fällen eine echte Alternative darstellt. Dazu zwei Beispiele:

  • Stellt man z.B. fest, dass ein Unternehmen noch nicht bereit für eine große Transformation ist und erst mal der Status Quo dafür verändert werden müsste, wäre im Sinne der Transformation „nichts tun“ erst mal eine valide Option. Das soll nicht heißen, dass dann die Arbeit eingestellt wird. Es heißt lediglich, dass erst einmal andere Baustellen wichtiger sind.
  • Stellt man bei der Einführung eines neuen Tools fest, dass die neuen Systeme zwar alle ganz schön sind, aber das alte System bei einfachen Basisanforderungen (Schnittstellen z.B.) nicht adäquat ersetzen können, sollte man ggf. einen Schritt zurücktreten. „Nichts tun“ würde in diesem Fall bedeutet, dass man zunächst von der Einführungen eines neuen Systems absieht und überlegt, ob man bessere Voraussetzungen für die Ablösung schaffen könnte oder ggf. neue Releases auf der Roadmap der Softwarehersteller stehen, die einen besseren Fit versprechen.

„Nichts tun“ kann also oft eine valide Option. Da „nichts tun“ in der Regel aber ziemlich unpopulär ist, wird es nur selten als echte Alternative präsentiert. Dessen sollten man sich in einer Entscheidungsfindung immer bewusst sein.

Kontext für die Entscheidungsvorlage schaffen

Auch bei den weiteren Alternativen ist es dann oft nicht mehr ganz so klar, ob es sich um einen Kuhfladen oder eine echte Alternative handelt. Oft schaffen es Alternativen in den Auswahlprozess, die aus politischen Gründen notwendig sind, von einzelnen einflussreichen Stakeholdern als relevant angesehen werden oder als Lückenbüßer („Wir brauchen aber drei Optionen zu Auswahl“) aufgenommen werden. Hier ist es für die Vorbereitung einer Entscheidungsvorlage von immenser Wichtigkeit, Umfang und Umwelt (alle möglichen Parameter) genau und kritisch zu beleuchten, bevor man sich in eine vielleicht undurchsichtige Entscheidungsfindung begibt, in der dann unter Umständen von den Entscheidungsträgern gar nicht wirklich entschieden werden kann. Das kostet in jedem Fall Zeit und Geld.

Nach einer Entscheidung hört die Komplexität nicht auf. Im Gegenteil. Hier taucht zurecht die Frage auf: Jetzt haben wir so viel Aufwand für die Entscheidungsfindung erbracht, ggf. sogar einen teuren Berater bezahlt – und jetzt bin ich immer noch nicht durch? Was soll das denn?

Entscheidungen müssen nicht endgültig sein

Geht es nach Ideen wie die eine Wahrheit, die beste Lösung und die damit verbundene immerwährende Gültigkeit, dürfen Entscheidungen nie wieder revidiert werden. Das ist eine weit verbreitete Denkweise und diese hat durchaus ihre Legitimation, da Entscheidungen erneut treffen auf jeden Fall wieder viel Zeit und Geld kostet. Wenn man sich jedoch vergegenwärtigt, dass eine Entscheidung immer zum jetzt vorherrschenden Kenntnisstand / Zeitpunkt getroffen wird, kann eine Entscheidung deshalb niemals zwangsläufig endgültig sein, denn niemand kann die zukünftige Entwicklung der Entscheidungsfaktoren exakt vorhersagen. Ein paar Beispiele:

  • Fixe Faktoren aus der Vergangenheit ändern sich. So wird z.B., ohne dass es zum Zeitpunkt der Entscheidung abschätzbar war, ein wichtiger Teilkonzern verkauft, der Vorstand und damit die Strategie wechselt, wichtige Know-how Träger verlassen das Unternehmen, neue Technologien / Innovationen drängen auf den Markt. Würden Sie heute noch bedenkenlos ein veraltetes Dieselfahrzeug kaufen? Vor ein paar Monaten war so eine Entscheidung noch völlig normal.
  • Nach vorne gedacht. Schließen Sie aus, dass sich in der Zukunft Ihre Anforderungen ändern ggf. aufgrund neuer Regularien, Expansionsplänen oder neuen Geschäftsmodellen kurzfristig? Vermutlich nicht und das ist auch etwas, was dann schnell dazu führt, dass Entscheidungen angezweifelt werden sollten und neu bewertet werden müssen. Schließlich überlegt man sich es privat auch zwei Mal, die schicke Penthouse Wohnung zu beziehen, wenn sich dann kurzfristig doch der Nachwuchs ankündigen sollte.

Und dennoch ist er immer da, der Reflex, einmal getroffene Entscheidungen beizubehalten. Denn eine erneute Evaluierung kostet Zeit und Geld, Karrieren können vermeintlich betroffen sein, das berufliche Ansehen leidet und für Zufriedenheit sorgt das ganz bestimmt kurzfristig auch nicht. Würden Sie aber deshalb die Zukunft Ihres Vorhabens oder der Firma gefährden wollen? Vermutlich nicht.

Wir bei verovis glauben fest daran, dass man für langfristigen Erfolg Entscheidungen mutig treffen und genauso mutig auch wieder begraben oder neu fällen muss. Sprechen Sie gerne mit uns darüber, wir freuen uns, Ihnen hier mit Rat und Tat zur Seite zu stehen und nach vorne zu gehen, ohne den Blick nach hinten oder zur Seite zu scheuen.