Behavioral Management Reporting

Behavioral Management Reporting – was genau wird hierunter verstanden? Welcher Annahme entspringt diese wirtschaftswissenschaftliche Theorie? Erfahren Sie es nachfolgend!

 

Lange Zeit war die ökonomische Theorie durch neoklassische Modelle und das Menschenbild des Homo Oeconomicus geprägt. Dieses geht davon aus, dass Individuen stets vollkommen rational handeln und ausschließlich ihren Eigennutzen maximieren. Nicht erst seit der im Jahr 2007 begonnenen Finanzkrise ist jedoch evident, dass neoklassische Annahmen zwar für die Theoriebildung nützlich, jedoch nicht immer adäquat sind, um reales Verhalten vorherzusagen.

Als Reaktion darauf fand die stärkere Beachtung realen Verhaltens von Entscheidern Einzug in die wirtschaftswissenschaftliche Analyse – z. B. in Form der „Behavioral Economics“ im Bereich der VWL oder des „Behavioral Management Accounting“ im Controlling, zu dem auch das Behavioral Management Reporting zählt. Letzteres wird in diesem Beitrag genauer betrachtet.

Verhaltenswissenschaftliche Ursachen suboptimaler Entscheidungen

Die erwähnten, real zu beobachtenden Abweichungen vom Modell des Homo Oeconomicus resultieren im Wesentlichen aus zwei Faktoren:

  • beschränkte Eigennutzenmaximierung und
  • beschränkte Rationalität.

Beschränkte Eigennutzenmaximierung kann dabei auf das Vorhandensein sozialer Präferenzen (z. B. Fairness, Ungleichheitsaversion, Altruismus, Neid) zurückgeführt werden.

Beschränkte Rationalität basiert a) auf der Anwendung von Urteilsheuristiken (vereinfachte Lösungsansätze, bei der aufgrund der Komplexität des Problems nicht alle Informationen verarbeitet werden („Daumenregeln“)), oder b) dem Einfluss kognitiver Verzerrungen („Biases“), die dafür verantwortlich sind, dass die zum Treffen einer Entscheidung notwendige Informationssuche, -aufnahme und/oder -verarbeitung nicht fehlerfrei erfolgt.

 

Ausgewählte Biases und Heuristiken im Bereich Management Reporting

Eine Vielzahl von kognitiven Verzerrungen und Heuristiken kann darin münden, dass ein Management Report nicht in optimaler Weise erstellt wird und letztlich zu Fehlentscheidungen beitragen kann. Nachfolgend werden einige Biases genauer betrachtet. Eines vorweg. Die besondere Tücke von Heuristiken und kognitiven Verzerrungen liegt stets darin, dass sie häufig im Unterbewusstsein ablaufen, sprich vom Entscheider nicht intendiert sind.

So kann es der Availability Heuristik zu verantworten sein, dass Entscheider auf Informationen und Assoziationen vertrauen, die ihnen unmittelbar in den Sinn kommen und nicht ausreichend nach alternativen Begründungen für Ergebnisse suchen.

Beim Confirmation Bias handelt es sich um eine kognitive Verzerrung, die tendenziell dazu führt, dass Entscheider insbesondere nach solchen Informationen suchen, die ihre bisherigen Annahmen und Erfahrungen bestätigen. Information Overload – d. h. die Bereitstellung von zu umfangreichen und schlecht strukturierten Informationen – kann ursächlich dafür sein, dass Entscheider diese nicht richtig interpretieren und eher suboptimale Entscheidungen treffen.

Ebenso problematisch kann der Framing Effect sein. Denn dieser trägt mitunter schnell dazu bei, dass Entscheider Informationen unterschiedlich beurteilen, obgleich lediglich deren Darstellung unterschiedlich ist. So kann etwa die Beurteilung eines Ergebnisses davon abhängen, ob es in einem Gewinn- oder Verlust-Frame dargestellt wird. Ebenso kann bspw. durch abgeschnittene Y Achsen in Diagrammen Einfluss auf Entscheidungen genommen werden.

Auch der Outcome Effect kann zu Fehlentscheidungen verleiten, da Entscheider dazu tendieren, die Güte einer Entscheidung vornehmlich anhand des Ergebnisses zu beurteilen und nicht anhand des zugrunde liegenden Entscheidungsprozesses und der damals bekannten Informationen. So können also „Glück“ und „Pech“ Einfluss auf die Beurteilung der Güte einer Entscheidung haben.

 

Mitigation des Einflusses von Heuristiken und kognitiven Verzerrungen im Management Reporting

Für Unternehmen stellt sich die Frage, wie sie durch eine optimale Management-Reporting-Gestaltung den (negativen) Einfluss von Heuristiken und kognitiven Verzerrungen verringern und somit wertvernichtende Entscheidungen möglichst verhindern können.

Da die Problematik der Heuristiken und kognitiven Verzerrungen vielen Mitarbeitern oftmals nicht evident ist, sollte zunächst einmal Bewusstsein für diese Thematik geschaffen werden. Es hat sich jedoch gezeigt, dass ein solches Bewusstsein allein nicht ausreicht, um Verhaltensveränderungen hervorzurufen und suboptimale Entscheidungen tatsächlich auch zu vermeiden. Vielmehr kann es sinnvoll sein, bestimmte Entscheidungen eher von Gruppen treffen zu lassen und den Rat von „neutralen“ – entweder unternehmensinternen oder unternehmensexternen Experten einzuholen –, um einen möglichst objektiven Entscheidungsprozess zu gewährleisten. Zudem sollten den Mitarbeitern Hilfsmittel zur Verfügung gestellt werden, wie z. B. Checklisten oder Prozessbeschreibungen, die sicherstellen, dass relevante Informationsquellen und -objekte in die Berichte aufgenommen werden.

Wissenswerte zum Behavioral Management Reporting im Überblick

Um Fehlentscheidungen möglichst zu verhindern, unterstützen wir Sie dabei, Ihre Reportingprozesse und -produkte zu optimieren. Basierend auf einem Assessment Ihres bestehenden Management Reportings definieren wir ein Zielbild für Ihre künftigen Reportingprozesse und -produkte. Da wir neben tiefgehendem Wissen im Bereich Behavioral Management Accounting auch über langjährige Erfahrung in der technischen Umsetzung von Management Reporting-Lösungen verfügen, unterstützen wir Sie auch bei der anschließenden Implementierung des neuen Zielbilds. Mit Hilfe dieses gesamtheitlichen Ansatzes gelingt es nicht nur, die verhaltenswissenschaftlich-begründeten Ursachen suboptimalen Management Reportings zu minimieren, sondern gleichzeitig auch andere Herausforderungen, wie eine unzureichende Datenqualität und -verfügbarkeit, zu beseitigen.